Hier habe ich einen Thread eröffnet der die Grundsatzfragen auffangen will, die über ABA hinausgehen.
Die Grundlagen dieser Verhaltenswissenschaft finden in unserem Leben tagtäglich selbst bei den scheinbar belanglosesten Begebenheiten statt.
Das ist die Frage, denn bei solcher gezielten Anwendung versucht man ja Menschen gewissermaßen zu programmieren. Das versucht Schule auch. Entscheidend ist jedoch neben barbarischen Methoden bei denen autistische Kinder früher stundenlang schrieen, wähnrend ihr Wille gebrochen werden sollte, welche Inhalte durch diese Methoden vermittelt werden. Wir sind uns einig, daß der Mensch ein Wesen mit einem eigenen Willen ist, eigenen Neigungen, auch schon als Kind?
Zitat:
Mein Sohn fand es früher verstärkend, ein Blatt weißes Papier vor seinen Augen zu wedeln. Dem könnte ich nichts abgewinnen. Aber mit dem Wissen, dass es für ihn verstärkend ist, kann ich es nutzen, wenn ich ihm etwas beibringen möchte. Vorher hätte er 10 MInuten mit dem Blatt gewedelt und sonst nichts gelernt, jetzt macht er zwei Minuten etwas, was für diesen Planeten wichtig ist (wie z.B. Jacke schließen) und dann darf er 10 Minuten mit dem Papier wedeln.
Und sonst darf er nicht mit dem Blatt wedeln?
Zitat:
Wie geschrieben nutze ich diese ERkenntnisse, um ihm Sprache und Alltagsfähigkeiten bei zu bringen. Die braucht er hier, egal ob NA oder Autist (oder nicht noch umsomehr als Autist, damit er sich äußern kann, wenn etwas läuft, was ihm eine Qual wäre, aber für andere gar nicht so erkenntlich?!)
Die Jacke schließen zu können ist sicherlich eine Fähigkeit, die hier kaum jemand als unwichtig einstufen würde. Die Frage, die ich mir stelle ist aber, ob diese Dinge nicht selbst gelernt würden und dann in einer ganz anderen Qualität oder ob diese Fähigkeiten zu einem Preis erkauft werden, der eigentlich nicht vertretbar wäre. Diese Fragen sind unbequem, besonders wenn jemand gerne Aktionismus betreibt. Mein Standpunkt ist nach wir vor, daß es am erfolgversprechendsten ist unter Berücksichtigung der autistischen Eigenschaften ein möglichst optimales Lebensumfeld zu schaffen. Aus diesem Freiraum heraus kann dann ebenso optimales Lernen erfolgen. Gleichzeitig würde sich einiges am "Maßnahmen" erübrigen, die künstlich Dinge zu erzeugen versuchen, die von selbst vielleicht unter guten Rahmenbedingungen viel besser anlaufen würden. Diese optimalen Bedingungen zu schaffen soll auch nicht auf Kosten der NA-Mitmenschen gehen, denn die sind nicht weniger oder mehr wert als ein Autist. Hier bedarf es wohl manchmal vor allem einer Entflechtung der Weltbilder. Ich habe den Eindruck, daß viele die Konfrontation mit der Andersartigkeit dazu "nutzen" alles unheimlich kompliziert zu machen.
Zitat:
ABA/VB hat die ganz klare Vorgabe über den WEg der Verstärkung zu gehen und nciht über den der Bestrafung (wie früher auch Lovaaas....).
Darauf komme ich vielleicht später nochmal zurück.
wenn jemand handelt, eine Aktion ausübt und direkt danach etwas für ihn Verstärkendes passiert, sich die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass er diese Handlung öfter vornehmen wird. Andersherum, dass wenn jemand handlet, und direkt danach nichts oder etwas Bestrafendes passiert, die Wahrscheinlichkeit abnimmt.
Für mich hört sich das nach normalem Umgang mit einem autistischem Kind an, wenn man ihm etwas beibringen möchte. Ähnlich wie bei einem nichtautistischem Kind, nur dass man dem autistischen Kind die nötige Klarheit verschafft die es benötigt. Ich weis jetz aber immer noch nicht weshalb dafür Therapeuten oder Studenten benötigt werden. Damit aus dem Kind ein Roboter gemacht wird? Damit er besser in die Gesellschaft passt? Was ist später, wenn er unter dem enormen Druck unseres Umfeldes einfach nicht mehr kann. Wir dürfen nicht vergessen, dass dieses antrainierte Verhalten nicht DER AUTIST SELBST ist. Oder glaubt ihr dass Autisten nicht über die Gesellschaft nachdenken und auch anfangen sich eine eigene Weltanschauung zu verschaffen? Was ist dann? Wenn sie mit dem scheinheiligen Umfeld nicht mehr klar kommen und nichtmehr so funktionieren wie ihr es ihm beigebracht habt. Meiner Meinung nach werden solche Dressuren nur für das Wohl der Eltern durchgeführt, damit der Autismus des Kindes bloß nicht nach Außen auffällt. Schade.
Zitat:
Was ich damit sagen will: Die Grundlagen dieser Verhaltenswissenschaft finden in unserem Leben tagtäglich selbst bei den scheinbar belanglosesten Begebenheiten statt.
Na also, warum kann man denn als Erwachsener nicht dementsprechend mit dem autistischen Kind umgehen?
Zitat:
Mein Sohn fand es früher verstärkend, ein Blatt weißes Papier vor seinen Augen zu wedeln. Dem könnte ich nichts abgewinnen. Aber mit dem Wissen, dass es für ihn verstärkend ist, kann ich es nutzen, wenn ich ihm etwas beibringen möchte.
Hast du dich vorher nie bei einer Logopädin, im SPZ oder im Internet erkundigt, wenn du nicht wußtest wie du an die Sache herangehen sollst? Mir hat die Logopädin diesen Tip schon vor drei Jahren gegeben, jedoch ist Manuel erst jetzt soweit (6 Jahre) dass ich ihm auch aus solchen Situationen herausholen darf. Wenn auch nicht immer. Bei uns läuft absolut garnichts unter Druck ab. Alles zu seiner Zeit, das ist das A und O für uns.
Zitat:
Vorher hätte er 10 MInuten mit dem Blatt gewedelt und sonst nichts gelernt,
Weil du ihm nichts zum lernen angeboten hast?
Zitat:
jetzt macht er zwei Minuten etwas, was für diesen Planeten wichtig ist (wie z.B. Jacke schließen) und dann darf er 10 Minuten mit dem Papier wedeln.
Und du glaubst nicht das wäre nicht auch ohne ABA passiert?
Zitat:
Wie geschrieben nutze ich diese ERkenntnisse, um ihm Sprache und Alltagsfähigkeiten bei zu bringen.
Das ist ja auch ok. Ich habe mir Anregungen immer bei manuels Logopädin oder hier im Forum geholt. Wer kann einem eine bessere Erklärung liefern als ein Autist selbst? ...Und diese Erklärungen bekomme ich kostenlos und aus erster Hand