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trennungsproblem

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18.03.09, 21:34:39

stimmgabel

meine tochter (4,5, asperger) hat seit einigen wochen ein gröberes abschiedsproblem (so hab ich es genannt, und so nennt sie es jetzt auch selber). sie will in erster linie nicht von mir abschied nehmen, kann sich aber auch von manchen dingen einfach nicht trennen. da hatten wir schon die zusammengekehrten brösel vom boden unterm esstisch, oder eine weggeschmissene plastikkiste (dass ihr die so viel bedeutet, ist ihr genau 2 sekunden nach abfahrt der müllabfuhr eingefallen und hat sie eine stunde traurigkeit gekostet), und gerade eben ein gebrauchtes stück klopapier, das ich ihr gerne ausgeredet hätte, was mir natürlich nicht gelungen ist.

dummerweise habe ich den eindruck, es wird immer schlimmer. bis vor einer woche ist sie ganz selbstverständlich in den kindergarten gegangen (sie ist immer sehr gern dort), aber seit einigen tagen will sie nicht ohne mich dort bleiben (dann hab ich sie eben wieder mitgenommen). wann immer wir irgendwo sind und dort wieder weggehen (und sei es der supermarkt), ist sie mehr oder weniger traurig. mein mann ist momentan viel weg (jetzt gerade eine woche, zum dritten mal in zwei monaten), das macht es ihr auch nicht leichter. (zumindest das wird in nächster zeit voraussichtlich besser)

für mich ist die situation sehr mühsam. für sie bedeutet es, dass sie sehr oft traurig ist. wir sind nur noch zusammen und gehen einander auf die nerven (zugegeben, sie mir mehr als ich ihr).

ich hoffe, dass es nicht so klingt, als würde ich mich über mein kind beschweren. ich bin nur total ratlos und würde mich freuen, andere meinungen dazu zu lesen. das hat schon öfter geholfen.
18.03.09, 22:09:41

zoccoly

An solch eine Situation kann ich mich aus meiner eigenen Kindheit erinnern.Ich finde es sehr gut, dass du sie wieder aus der Kita mitnimmst. Bei mir hatte die ganze Situation damals einen Auslöser. Kannst du dich daran erinnern, was vor einigen Wochen war?
18.03.09, 23:44:02

drvaust

geändert von: drvaust - 18.03.09, 23:46:23

Vielleicht hilft es, wenn sie ständig etwas Vertrautes bei sich hat, z.B. eine kleine Puppe.
In der Art: Egal wovon sie sich trennen muß, daß bleibt immer bei ihr.
Ich bin, noch mit 11 Jahren, mal mit meinem Teddy auf die Straße gegangen,
weil ich ihn immer bei mir haben wollte (im Urlaub, Verlust der vertrauten Umgebung).
( ;) Jetzt liegt er immer in seiner Hängematte, über meinem Bett)

19.03.09, 07:26:29

Löwenmama

Bei meinem Sohn hilft es auch,dass wir uns von den Dingen verabschieden...z.Bsp. er hat einen Stoffclown ohne den er nicht schlafen kann.Weil er den schon oft "verlegt" hat und dann abends immer Aktion war,bis wir seinen Clown wieder gefunden haben,muss der Clown morgens nach dem Autsstehn wieder in sein Bett.Er legt ihn selbst rein,wir sagen "Tschuss" und winken und dann kann er zur nächsten Sache übergehen.Oder wenn er sehr mit seiner Musik beschäftige ist,dann sage ich ihm dass wir dann gehen,wir sagen der Musik "Tschüss" und winken und dann können wir gehen.
Dieses "Tschüss" und winken haben wir jetzt schon bei vielen Dingen verinnerlicht,die er tagsüber so macht...das hilft ganz gut,loszulassen.
Im Kiga wäre es vielleicht sinnvoll,wenn du mit Absprache der Erziehrinnen einfach mal dabei bleiben kannst,um zu beobachten,was deine Tochter so macht und was sie denn stören könnte.
Habt ihr denn eine I-Hilfe,die sich mehr deiner Tochter widmet und ihr den Kiga-Alltag erleichtert?
19.03.09, 07:29:32

55555

Das Thema scheint mir Halt zu sein, sich gegen Änderung wehren. Vielleicht geht ihr das Leben allgemein derzeit zu schnell? Vielleicht kommt sie dem nicht mehr gedanklich hinterher?
19.03.09, 10:07:08

Miezekatze

oje, klingt nach einer anstrengenden zeit für euch!

leider kann ich außer verständnis nix dazu beitragen.
auch f. und ich sind fast immer zusammen und auch f. kann sich nur schwer von dingen trennen.
(wenn es ihr einfällt, weint sie immer noch wegen des völlig zerbröselten grünen dino-aus-dem-ei, den ich vor zwei jahren in der irrigen annahme, das sei längst abfall, weggeworfen habe.)
19.03.09, 14:56:45

stimmgabel

Zitat von zoccoly:
Ich finde es sehr gut, dass du sie wieder aus der Kita mitnimmst.

ich kann nicht anders. ich kann mir ungefähr vorstellen, wie es ihr geht, wenn ich sie einfach gewaltsam dortlasse, und das will ich ihr nicht antun. noch dazu, wo ich (wegen ihrer kleinen schwester) eh noch nicht arbeiten gehe, es also diesbezüglich nicht unbedingt sein muss. es tut mir nur leid, weil ich weiß, dass sie eigentlich gern dort wäre.
Zitat:

Bei mir hatte die ganze Situation damals einen Auslöser. Kannst du dich daran erinnern, was vor einigen Wochen war?
nein, eben nicht. im gegenteil, wir hatten es in der letzten zeit recht fein miteinander, haben viel gemeinsam gemacht (die kleine schwester ist jetzt so weit, dass wir gemeinsam kochen, backen, basteln etc. können). das einzige, was mir einfällt ist, dass mein mann öfter weg ist als sonst. er ist normalerweilse alle ein, zwei wochen einen oder zwei tage weg, (merkt sie kaum, weil er sonst auch tagsüber arbeitet), und jetzt waren es eben schon drei mal eine ganze woche. irgendein traumatisches ereignis käme mir jetzt nicht in den sinn.

Zitat von drvaust:
Vielleicht hilft es, wenn sie ständig etwas Vertrautes bei sich hat, z.B. eine kleine Puppe.
In der Art: Egal wovon sie sich trennen muß, daß bleibt immer bei ihr.
bei dingen, die wir wegschmeißen müssen (oder nicht mitnehmen/kaufen können) hilft es meistens, sie zu fotografieren. sie interessiert sich zwar nachher so gut wie nie für die fotos, weiß aber, dass sie irgendwo in meinem handy sind. mich fotografieren reicht aber nicht, ich sollte wirklich anwesend sein. sie schleppt jetzt auch immer wieder all ihre stoffmäuse (5 oder 6) mit, die haben aber auch nichts mit mir zu tun.

Zitat von connySL:
Bei meinem Sohn hilft es auch,dass wir uns von den Dingen verabschieden

werd ich mal probieren. bei personen hat sie schon immer viel wert auf das verabschieden gelegt (erst bussi und abschiedskuscheln, dann winken am fenster, und zwar unbedingt und ganz wichtig), aber jetzt will sie gar nicht mehr loslassen. wenn sie dann muss (z.b. weil meine mama abends heim geht, die liebt sie sehr), ist sie sehr traurig und braucht lange, um sich zu beruhigen.

Zitat:
Im Kiga wäre es vielleicht sinnvoll,wenn du mit Absprache der Erziehrinnen einfach mal dabei bleiben kannst,um zu beobachten,was deine Tochter so macht und was sie denn stören könnte.

ich war heute dort hospitieren (also zuschauen + mitschreiben, das brauche ich für meine ausbildung zur montessori-pädagogin). eigentlich ist es zufall, den termin hatte ich schon vor dem beginn des trennungsproblems ausgemacht. jedenfalls hatte meine tochter angekündigt, sie würde die ganze zeit bei mir sein. sie war dann fast die ganze zeit woanders als ich (es gibt mehrere räume), hat sich, wie immer, bestens unterhalten. ich weiß, dass sie gern dort ist und sich dort wohl fühlt. unser trennungsproblem entwickelt sich ja schon seit wochen, und der kindergarten ist eigentlich der letzte bereich, auf den es sich jetzt ausgedeht hat. sie will nicht deswegen nicht dort bleiben, weil sie dort etwas stört, sondern weil ich nicht dort bleibe (sie sagt selber, ich soll dort bleiben. das könnte ich sogar theoretisch, hab ich während der eingewöhnung auch gemacht - drei monate täglich vormittags in der garderobe - geht aber jetzt nicht mehr, weil die kleine schwester ist 2 und das will ich ihr nicht zumuten).

Zitat:
Habt ihr denn eine I-Hilfe,die sich mehr deiner Tochter widmet und ihr den Kiga-Alltag erleichtert?

nein, und sie braucht auch keine, sie kommt dort bestens zurecht. im kindergarten wissen sie nicht mal was von asperger, ich hab dort nur von "wahrnehmungsstörung" erzählt, die leiterinnen kennen sich da ganz gut aus, das fand ich ausreichend.

Zitat von 55555:
Das Thema scheint mir Halt zu sein, sich gegen Änderung wehren. Vielleicht geht ihr das Leben allgemein derzeit zu schnell? Vielleicht kommt sie dem nicht mehr gedanklich hinterher?
kann sein. obwohl sich für mein gefühl in letzter zeit nicht mehr geändert hat als sonst. vielleicht verrät sie mir etwas darüber. wann immer ich in den letzten tagen versucht habe, mit ihr gemeinsam eine lösung zu finden, war sie genauso ratlos wie ich.

Zitat von Miezekatze:

(wenn es ihr einfällt, weint sie immer noch wegen des völlig zerbröselten grünen dino-aus-dem-ei, den ich vor zwei jahren in der irrigen annahme, das sei längst abfall, weggeworfen habe.)

so nachtragend ist meine tochter nur noch selten (war früher mehr, jetzt hab ich den eindruck, sie hat wichtigere dinge im kopf), aber sie überrascht mich immer wieder mit ihrem phänomenalen gedächtnis. erinnert sich an sachen, die sie mit 2 jahren erlebt hat....


und außerdem muss ich an meiner einstellung arbeiten. ich bin zurzeit total überfordert und dann sauer auf sie und immer wieder unfreundlich. aber das bringt uns natürlich auch nicht weiter. ich werde irgendwie diese erzieherische angst nicht los, wenn ich ihr alles "durchgehen lasse", dann gewöhnt sie sich daran, dass sie alles von mir haben kann, und hoffe, dass sie eher lust hat, sich von mir zu verabschiedcen, wenn ich unfreundlich bin... dann wieder denke ich, dass es ihr am ehesten besser gehen würde, wenn es ihr möglichst gut geht (klingt auch irgendwie logischer), aber dann wäre ich im moment wirklich nur noch ihr verlängerter rechter arm... wie seht ihr das?
19.03.09, 15:21:23

zoccoly

Bei mir war es damals auch eine Veränderung des Umfeldes und vielleicht verkraftet sie auch nicht die häufige Abwesenheit deines Mannes. Du hast ja geschrieben, dass sich das bald wieder ändert. Für mich war damals schlimm, dass ich es vom Logischen verstanden habe, dass es nicht anders geht und ich es mir doch anders gewünscht habe.
Ich wünsche euch, dass es bald wieder wie gewohnt wird.
19.03.09, 15:50:15

55555

Zitat von stimmgabel:
wir hatten es in der letzten zeit recht fein miteinander, haben viel gemeinsam gemacht (die kleine schwester ist jetzt so weit, dass wir gemeinsam kochen, backen, basteln etc. können).

Wenn das besonders "gut" lief, ist sie vielleicht noch dabei das Neue daran zu verarbeiten oder sehnst sich eben deswegen, weil es so klappte nun allgemein mal etwas mehr nach Halt? Reine Spekulation.
Zitat:
er ist normalerweilse alle ein, zwei wochen einen oder zwei tage weg, (merkt sie kaum, weil er sonst auch tagsüber arbeitet), und jetzt waren es eben schon drei mal eine ganze woche.

Vielleicht merkt sie es doch, Stimmen in der Nacht, etc.? Ich weiß nicht, wie sehr sie darauf achtet, was es für sie bedeutet.
Zitat:
wann immer ich in den letzten tagen versucht habe, mit ihr gemeinsam eine lösung zu finden, war sie genauso ratlos wie ich.

Vielleicht braucht es seine Zeit? Es wäre vielleicht hilfreicher, wenn sich jemand fände, der als Kind auch so empfunden hatte.
Zitat:
und außerdem muss ich an meiner einstellung arbeiten. ich bin zurzeit total überfordert und dann sauer auf sie und immer wieder unfreundlich. aber das bringt uns natürlich auch nicht weiter.

Du veruchst ihr das zu erklären? Deine Grenzen zu beschreiben, wie du dich dann fühlst?
Zitat:
ich werde irgendwie diese erzieherische angst nicht los, wenn ich ihr alles "durchgehen lasse", dann gewöhnt sie sich daran, dass sie alles von mir haben kann, und hoffe, dass sie eher lust hat, sich von mir zu verabschiedcen, wenn ich unfreundlich bin...

Dieses "an Verwöhnung gewöhnen" kann aus meiner Sicht nur geschehen, wenn darin ein Ventil gefunden wird anderes zu kompensieren. Hat sie Möglichkeiten sich zu fordern? Gibt es genug erreichbare interessante Anregungen? Ist bei euch "konsumsattes Dahindämmern" ein Wert, den ihr selbst vorlebt?
Zitat:
dann wieder denke ich, dass es ihr am ehesten besser gehen würde, wenn es ihr möglichst gut geht (klingt auch irgendwie logischer), aber dann wäre ich im moment wirklich nur noch ihr verlängerter rechter arm... wie seht ihr das?

Du mußt nicht ständig über deine Grenzen gehen, denke ich. Sei ehrlich, aber wirf ihr keine Schuld vor, auch nicht unterschwellig. Zu verstehen versuchen finde ich wichtig, aber auch offen damit umzugehen, daß man eben nicht alles versteht.
19.03.09, 17:10:52

haggard

vielleicht wird/ist ihr bewusst, dass in ihrer abwesenheit parallel andere dinge geschehen können? für einige menschen scheint es schwierig zu sein, nach einer persönlichen "abwesenheitszeit" wieder in den "üblichen" alltag zurückzufinden, der verändert erscheint. innerhalb der familie wird alles miterlebt. fehlt dort eine zeitspanne und stößt die person später in irgendeinen ablauf der familie hinein, wird das evtl. als merkwürdig wahrgenommen.
23.03.09, 01:32:18

Isabella

Ich würde Deine Tochter jetzt gern im Schwimmbad wissen, und in einer Kletterhalle, oder auf einem großen Trampolin, am besten alles zusammen. Da kannst Du überall die ganz Kleine mitnehmen. Es geht dabei nicht allein um Ablenkung. Ich kenne dieses Phänomen von meinem Kleinen (4 Jahre) auch und habe dies als Aufforderung begriffen, daß er irgendetwas spüren müßte. Deshalb habe ich dann diesen Weg gewählt: Spass mit Nervenkitzel, außergewöhnlich, mit Körpereinsatz, wobei aber nichts (gesundheitsschädliches) passieren kann. Sei mir jetzt nicht gram, wenn ich mutmaße, daß es sich hierbei um Depressionen handelt. Man will um jeden und den letzten Preis eine Anerkennung, das auch mehrfach, um für sich selbst bestätigen zu können, daß vielleicht doch alles in Ordnung ist, auch wenn man es nicht glauben kann und wird. Denn Depressionen sind beständig und hartnäckig. Serotoninschübe (z.B. zur Überwindung von Depressionen) können u.a. durch das Erreichen von Zielen (Kletterwand bis oben geklettert; die 10 Meter bis zur Mami ohne Schwimmhilfen gepaddelt) evoziert werden. Ich hoffe, Du verstehst mich nicht falsch, wenn ich hier in den Raum stelle, daß Depressionen bei autistischen Kindern auch eine Folge von Unterforderung und "Nicht Anerkennung" potentieller Leistungen sind. Ich weiß, daß Du Deinem Kind alles zutraust, es liebst und an es glaubst. Weiß das Dein kleiner Sonnenschein auch? Finde Mittel und Wege, genau das Deiner Tochter zu zeigen. Was Deine Tochter zur Zeit zelebriert, ist nach Aussage unseres Elterncoaches ein Hinweis auf einen hohen IQ (Abschied durch Zerstörung und Mißbilligung).
Beste Grüße, Isabella
23.05.14, 10:10:08

Hello Kitty

geändert von: Hello Kitty - 23.05.14, 10:13:28

Ich kann mich nicht erinnern, das meine Mutter jemals etwas von mir weggeschmissen hat, was ich hätte betrauern müssen, da war alles qualtativ gut, plastikbehälter, sowas besassen wir damals nicht . Nur an die Tieftaucherausrüstung von meinem Vater erinnere ich mich, die wude entsorgt. Wir haben eher Sachen und Dinge von mir verschenkt an ämere oder an Familien mit vielen Kindern, die sich das nicht leisten konnten oder Freundinnen von mir, die wir zu Weihnachten einluden, damit sie nicht alleine zu Hause sind. Meine Mutter war da ziemlich sozial und ich bin danach an unsoziale gekommen, das macht mir etwas Schwierigkeiten, das nur eingeheimst wird und nichts gegeben an Fremde, die nicht die eigene Familie sind! Und! Die unsozialen lieben es in anderen Familien zu wühlen und den Mülleimer damit zu beschenken!

Ich persönlich gebe den Brauch aus meiner mütterlichen und väterlichen Familie weiter an andere, da wird anderen geholfen, die nicht zur Familie gehören!
 
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